Imagebroschüre Internationales Zentrum für Lichtkunst



Faszination Licht

Imagebroschüre, 2002

Aufgabe: Text und Lektorat 

Umfang: 32 Seiten 

Auftraggeber: Zentrum für Internationale Lichtkunst Unna

Gestaltung: Prof. Uwe Loesch, Arbeitsgemeinschaft für visuelle und verbale Kommunikation, Düsseldorf

Textauszug:

 

WEITHIN LEUCHTEND - TIEF UNTER DER ERDE STRAHLEND

Das Zentrum für Internationale Lichtkunst Unna ist das weltweit erste und einzige Museum, das sich ausschließlich der Lichtkunst widmet. Ende Mai 2001 in der ehemaligen Lindenbrauerei Unna eröffnet, findet die Lichtkunst hier eine Präsentationsfläche, wie sie faszinierender und wirkungsvoller nicht sein könnte: weithin sichtbar durch seinen 52 Meter in den Himmel ragenden Schornstein, bietet sich dieser zeitgenössischen Kunstform tief unter der Erde eine Fläche von insgesamt 2.400 Quadratmetern. Die labyrinthischen Gänge, Kühlräume und Gärbecken dieser einstigen Braustätte, in der zwischen 1852 und 1979 das traditionsreiche Linden-Adler-Pils gebraut wurde und die heute zu den insgesamt 19 sogenannten Ankerpunkten der "Route der Industriekultur" zählt, werden nun künstlerisch inszeniert und in neue Bedeutungshorizonte überführt.

Die in den 1960er Jahren entstandene Lichtkunst, die Auseinandersetzung mit vorwiegend künstlichem Licht, ist eine relativ junge Kunstgattung. Ihre Wurzeln reichen jedoch weit zurück: Seit der in der Renaissance entwickelten Zentralperspektive ist die Geschichte der westlichen Kunst auch die Geschichte einer veränderten Raum- und Lichtauffassung. Und verließen die Impressionisten ihr Atelier, weil sie das Licht als Gestaltungselement entdeckten, rücken die LichtkünstlerInnen der Gegenwart das Licht an sich in den Mittelpunkt ihres Schaffens. 

 

GEBANNTE NATURGEWALT 

Olafur Eliasson, 1967 auf Island geboren, 1989 bis 1995 Studium an der Königlich Dänischen Kunstakademie, lebt in Berlin und Kopenhagen 

Wasserfälle und Regenbögen sind die Motive, mit denen Eliasson in seiner künstlerischen Arbeit die Natur abbildet und ihre Erscheinungen, etwa einen kleinen See, inmitten eines Museums rekonstruiert. Was als Natur erscheint, ist ihre bloße Inszenierung, denn im Kontext der Kunst, wird das, was an Natur erinnert und wie Natur anmutet, zu einem Fremdkörper: unnatürlich und künstlich. Eliassons Arbeit in Unna ist eine begehbare Installation und trägt den Titel "Der reflektierende Korridor. Entwurf zum Stoppen des freien Falls."

 

IM LICHTSCHATTEN VON LEBEN UND TOD 

Christian Boltanski, 1944 in Paris geboren, Autodidakt, lebt und arbeitet in Frankreich

Schon in den 1960er Jahren wird der Künstler mit avantgardistischen Kurzfilmen und der Veröffentlichung von Notizbüchern bekannt. Boltanskis großes Thema ist die Spurensicherung: die Rekonstruktion und Dokumentation individueller Lebenslinien anhand einfachster Materialien. Mit künstlichem Licht angestrahlt, lässt Boltanski seit den 1980er Jahren die Schatten marionettenhafter Figurinen über die Wände tanzen. In der in Unna zu sehenden Arbeit "Totentanz" aus der Werkreihe "Theatre du Ombres" entstehen an die Kindheit oder an böse Träume erinnernde Urbilder, die das ambivalente Verhältnis von Tod und Leben aufscheinen lassen. 

 

DIE IDEE ERLEUCHTET 

Joseph Kosuth, 1945 in Toledo/Ohio geboren, lebt in New York und Rom. Von 1991 bis 1997 war er Professor an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart 

Joseph Kosuth ist der Protagonist der analytischen Konzeptkunst in den 1970er Jahren. Die theoretische Reflexion über Kunst nimmt denselben Status ein wie das Werk selbst, dessen konkrete Umsetzung keine Voraussetzung mehr ist. Die Materie des Künstlers, so Kosuth, sei der Sinngehalt, und mehr als alles andere sei seine Materie stets der Kontext gewesen. Das Lichtkunstzentrum Unna zeigt die Arbeit "Die Signatur des Wortes (Licht und Finsternis)", eine aus Neonröhren geformte Textpassage aus dem "Wintermärchen" von Heinrich Heine. 

 

IM KARUSSELL DER STERNE 

Mischa Kuball, 1959 in Düsseldorf geboren, lebt und arbeitet in Düsseldorf. Studium der Fotografie, seit 1991 Lehraufträge an Universitäten und Kunsthochschulen 

Kuball lotet Räume und Orte aus. Seine beweglichen Projektionen beziehen die Umgebung gleichermaßen mit ein wie den Betrachter, der seine Position und sich selbst im Raum verändert. In Unna zeigt er die Installation "space-speed-speech": Auf drei sich bewegende Spiegelkugeln werden in dem dunklen Raum drei Textdias projiziert, die zunächst sternenähnlich über die Wände flimmern. Erst nach und nach gelingt es dem Betrachter, die rasenden Lichtpunkte als Textfragment zu identifizieren. 

 

KLANGVOLL AUS DER TIEFE 

Christina Kubisch, geboren 1948 in Bremen, lebt in Berlin. Studium der Malerei, Musik und Elektronik, seit 1994 Professorin für Plastik/Audiovisuelle Kunst an der Hochschule der Bildenden Künste Saar, Saarbrücken 

Charakteristisch für die Arbeiten von Christina Kubisch ist die Verbindung von optischen und akustischen Signalen - Kubisch komponiert Räume. Von einer insgesamt achtteiligen Licht- und Klanginstallation ist die Arbeit "Schlohweiß und Rabenschwarz" als feste Installation erhalten geblieben. Streng geometrisch angeordnet, hat sie auf den schwarz gestrichenen Boden unterschiedlich große weiß pigmentierte Lautsprecher installiert, die - mit Schwarzlicht beleuchtet - so stark reflektieren, dass sie zu schweben scheinen. Und so wie das fluoreszierende Licht von unten nach oben strahlt, ertönen fein abgestimmte variierende Klänge aus der Tiefe. (...)